Mittwoch, 16. November 2016

Mein Vorlesebuch "Weihnachts-Edition" wird zur Zeit illustriert!

Ab Anfang Dezember 2016 wird die illustrierte Print-Version meines ebooks Weihnachts-Edition im Handel erhältlich sein.

Hier eine kleine Vorschau und eine Leseprobe:






Herr Konradi und Herr Klops (Weihnachtsgeschichte)

Es war einmal ein kleiner Mann. Der hieß Herr Konradi. Herr Konradi hatte eine Schildkröte. Die hieß Herr Klops. Herr Konradi und Herr Klops waren schon seit fünfundzwanzig Jahren zusammen. Herr Konradi arbeitete tagsüber in einer Bank und studierte abends Betriebswirtschaft. Herr Klops wohnte in einem großen Glasterrarium, das auf der Fensterbank in Herrn Konradis Wohnung stand. In dem Terrarium war schöner heller Sand und ein kleines Wasserbecken mit einer Wasserpflanze. In diesem Wasserbecken war Herr Klops sehr gerne, denn er war eigentlich eine Wasserschildkröte.

Vor fünfundzwanzig Jahren, als Herr Konradi fünf Jahre alt gewesen war, hatte er die Schildkröte zu Weihnachten von seiner Tante Ida geschenkt bekommen. Herr Klops war damals noch sehr klein gewesen. Er hatte auf einem roten Tuch in einer kleinen Pappschachtel gelegen. Als Herr Konradi die Schachtel voller Spannung geöffnet hatte, war er sehr überrascht gewesen. Denn er hatte nichts als eine kleine braune Kugel gesehen. Das Schildkrötenkind in der Schachtel hatte natürlich Angst gehabt und sich in sein kleines Haus zurückgezogen. „Was ist das denn?“ hatte Herr Konradi damals ausgerufen. „Das sieht ja aus wie ein Klops!“ Und so war Herr Klops zu seinem Namen gekommen.

Bald schon zog ein Jahr nach dem anderen ins Land. Herr Konradi wurde ein Schulkind, irgendwann ein Teenager, irgendwann ein Mann. Auch an Herrn Klops ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Er wurde größer und dicker und dicker und größer und durfte nachmittags oft seine Runden in Herrn Konradis Zimmer drehen. Im Sommer durfte er sich sogar völlig frei im Garten von Herrn Konradis Eltern bewegen. Doch nachts und wenn Herr Konradi nicht zu Hause war, musste Herr Klops in sein hübsches Glashaus zurück. Herr Klops war eigentlich immer ganz zufrieden gewesen. So ließ es sich leben!

Doch irgendwann war eben nicht mehr alles so, wie es immer gewesen war. Die Weihnachtszeit rückte mal wieder heran. Aber Herr Konradi packte auf einmal zwei große schwarze Koffer und redete die ganze Zeit etwas von „baguette“ und „cigarette“, von „depart“ und „au revoir“. Herr Konradi fing nämlich an, französische Vokabeln zu büffeln und ging schon bald für ein ganzes Jahr ins Ausland, nach Paris nämlich, um dort sein Betriebswirtschaftsstudium abzuschließen und um seine französischen Sprachkenntnisse zu verfeinern. Herr Klops blieb verständnislos zurück. So etwas hatte er über all die Jahre noch nie erlebt! So lange hatte er in seinem Glasterrarium bei Herrn Konradi gelebt und plötzlich war dieser nicht mehr da! Eine Katastrophe war das. Natürlich hatte Herr Konradi seine Eltern beauftragt, sich um Herrn Klops zu kümmern, doch dieser verstand schon bald die Welt nicht mehr. Irgendwie noch so gerade hatte er es ja toleriert, dass man ihn mitsamt seinem großen Glaskasten ins Auto trug und in das Haus von Herrn Konradis Eltern verfrachtete. Aber dass er auf einmal in einer dunklen Ecke stehen sollte, einen Gartenzwerg zu seiner Linken und eine komische Zinngießkanne zu seiner Rechten und er plötzlich auch sein Lieblingsfutter nicht mehr bekam, das ging ihm schon ziemlich gegen den Strich.

Herr Konradis Eltern merkten natürlich, dass Herr Klops sich nicht bei ihnen wohl fühlte und kamen irgendwann auf die Idee, ihn an die kleine Großcousine auszuleihen. Die hatte ihre helle Freude und steckte Herrn Klops in Puppenkleidchen oder fuhr ihn den ganzen Tag in ihrem kleinen Puppenwagen herum.

Und dann war es mal wieder so weit: Die Weihnachtszeit kam heran. Alle waren sehr beschäftigt. Ein Weihnachtsbaum musste besorgt werden. Die kleine Großcousine übte täglich und stundenlang Weihnachtslieder auf der Blockflöte. Jedes Fenster wurde geschmückt. Alles wurde geputzt und gewienert. Und - alle im Haus waren sehr, sehr beschäftigt. Und als sich dann irgendwann die erste Gelegenheit bot, da lief Herr Klops einfach weg. Er lief einfach weg. Ganz weit weg. Denn er hatte gestrichen die Nase voll gehabt. Er war doch keine Puppe! Und so lief und lief er immer der Nase nach, erst aus dem Haus heraus, dann aus dem Garten und dann den kleinen Feldweg entlang, immer, immer weiter. Er lief mal langsam und mal schnell.

Anfangs genoss Herr Klops natürlich die ungewohnte Freiheit. Endlich konnte er wieder tun und lassen was er wollte. Doch dann fing es an zu schneien. Eine kleine weiße Schneeflocke nach der anderen fiel vom abendlichen Himmel herab und Herrn Klops wurde auf einmal mächtig kalt. Irgendwann wurde er mächtig müde. Und so kroch er in letzter Kraft zum Wegesrand, zog sich in sein gemütliches Schildkrötenhaus zurück und schlief ein.

Am nächsten Morgen sollte endlich Weihnachten gefeiert werden und pünktlich zum Fest kehrte auch Herr Konradi wieder aus Paris zurück. Herr Konradi kam nicht allein. Er brachte Caroline mit, und neben vielen Geschenken für die ganze Familie auch einen großen Futterkorb mit französischen Leckereien. Und natürlich ein besonderes Geschenk für Herrn Klops. Doch wie groß war Herr Konradis Entsetzen, als er nach der ersten Wiedersehensfreude erfahren musste, dass Herr Klops gar nicht mehr da war!   

Scheinbar niemand im Haus konnte sich erklären, wo Herr Klops abgeblieben war. Er war irgendwann am Abend zuvor verschwunden. Er war einfach weg gewesen. Als die kleine Großcousine ihn nämlich am Abend zuvor aus ihrem Puppenwagen herausnehmen wollte, um ihn wieder in seinem Glaskasten zu setzen, hatte sie ihn nirgends finden können. Herr Klops war weg und obwohl ihn die ganze Familie eine Zeitlang gesucht hatte, blieb er verschwunden. „Na, der wird schon wieder auftauchen“, dachten sich alle und gingen ins Bett.

Aber am nächsten Morgen war Herr Klops immer noch nicht da. Es hatte die ganze Nacht geschneit und ein zauberhaftes Weiß umhüllte die ganze Landschaft. Aber Herr Konradi war todtraurig und die Weihnachtsstimmung wollte einfach nicht aufkommen. Zu lange schon hatte die Schildkröte Herr Klops zu seinem Leben gehört. Nach dem Kaffeetrinken beschloss Herr Konradi ein wenig hinauszugehen, um sich die Beine zu vertreten. Er nahm auch Caroline nicht mit. Er wollte einfach allein sein und stapfte hinaus in die frühwinterliche, weiße Landschaft.

Als er so schon eine ganze Weile in der nachmittäglichen Dämmerung gegangen war, stolperte er auf einmal und wäre fast hingefallen. Herr Konradi wurde ziemlich wütend. Erst wollte er einen unangenehmen Laut von sich geben – und zwar einen höchst unangenehmen Laut - da bückte er sich und traute seinen Augen nicht! Das, worüber er gerade gestolpert war, das war kein Stein. Das war doch Herr Klops! Es war wirklich Herr Klops. Er hatte die ganze Nacht ganz allein auf dem Feldweg weit hinterm Haus verbracht! Herr Konradi konnte nur mit dem Kopf schütteln. Es war wirklich unglaublich. Tränen der Erleichterung liefen ihm die Wangen herunter und er konnte es viele, lange Minuten überhaupt nicht fassen. Doch dann fasste er sich doch wieder, hub Herrn Klops, der ganz verfroren war, zaghaft auf, steckte ihn in seine warme Manteltasche und ging - glücklich ein altes Weihnachtslied pfeifend - langsam nach Hause. Nun wurde es doch noch ein schönes Weihnachtsfest!

Alle freuten sich natürlich und waren erleichtert, dass Herr Klops wieder da war. Dieser wurde sofort in einen kleinen Korb auf eine weiche, frottierte Wärmeflasche gesetzt und schön zugedeckt. Denn Wasserschildkröten mögen es eigentlich lieber immer etwas warm. Besonders erleichtert und froh war natürlich Herr Konradi. Vor allem auch darüber, dass sich sein langer Aufenthalt in Paris in jeder Hinsicht gelohnt hat: Caroline war nun an seiner Seite. Von seiner Bank war er befördert worden und auch Herr Klops war wieder da!

Bald nahmen die Tage erneut ihren gewohnten Lauf. Weihnachten war vorbei. Auch Sylvester und Neujahr. Die ersten Januarwochen zogen vorüber. Herr Klops war wieder glücklich. Er lebte in seinem Glaskasten auf der Fensterbank in Herrn Konradis Wohnung und wenn er es anfangs noch komisch gefunden hatte, dass Herr Konradi in seiner Wohnung nun nicht mehr alleine wohnte, so hatte er sich doch ziemlich schnell an Caroline, der neuen Freundin aus Paris, gewöhnt. Schließlich wurde er nun mit französischer Feinkost verwöhnt und er war auch – und das war ihm noch viel wichtiger - keine normale Schildkröte mehr. Nein! Er hieß jetzt „Monsieur Tortue“ und auch er hatte jetzt eine kleine Gefährtin! Eines schönen Nachmittags im späten Januar nämlich hatte Caroline einfach eine zweite Schildkröte in sein Zuhause gesetzt: „Petite Babette“. Die lebte nun mit ihm zusammen in dem neuen, noch größeren Glaskasten. Ja, tatsächlich, so ließ es sich leben!

Und so lebten sie dann alle vier glücklich zusammen, feierten noch viele schöne Weihnachtsfeste und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…





Donnerstag, 6. Oktober 2016

Harry Potter und das verwunschene Kind

Alle haben auf ihn gewartet: Auf den neuen Harry Potter!! Ich muss zugeben, dass ich ein Fan der Bände 1-7 bin. Seit ich denken kann, habe ich nichts lieber gelesen, als Märchen oder Phantasie-Geschichten.

Diese neue Folge kann allerdings nicht mehr an die Original-Geschichte anknüpfen, ohne dem Leser das Gefühl zu geben, sich in einer billigen Seifen-Oper zu befinden. Nun ja, es ist ja auch kein Roman. Band 8 wurde als Theater-Stück geschrieben. Trotzdem:

Eine gewisse Leere bleibt zurück ;-). Fazit: Würde ich weder noch mal kaufen noch verschenken.


Ob man sich trauen soll, sich im November den neuen Kinofilm über die "Phantastischen Tierwesen" anzuschauen? Zumal gerade viele Kinder und Jugendliche ja schon drängeln. Der offizielle Kinostart ist am 17.11.2016. Einen Link dazu konnte ich nicht setzen. Sämtlichen Beiträgen sind nicht auszuhaltende, aggressive Werbe-Trailer zu ganz anderen Sachen vorgestellt, so dass ich darauf verzichtet und die Seiten schnell wieder geschlossen habe.

Wahrscheinlich sagt das jetzt schon genug darüber aus. Schlimmste Kommerzialisierung und die Qualität lässt mal wieder zu wünschen übrig.



Sonntag, 2. Oktober 2016

Flunky die Fledermaus - und andere Geschichten

Zwölf Kindergeschichten und zwei Gedichte habe ich am 27.5.2016 bei neobooks als Neu-Auflage mit dem Titel Flunky die Fledermaus und andere Geschichten veröffentlicht. Zur Zeit arbeite ich gemeinsam mit einem Zeichner an den Illustrationen für eine Print-Ausgabe.

Das ebook ist bis Ende des Monats für 0,99 € zu haben. Der Link zum Buch ist hier ;-)




Und hier ist die Leseprobe:

Der Drache aus dem Kleiderschrank
Die Geschichte, die ich euch heute erzähle, ist die Geschichte von Max. Es ist eine ganz besondere Geschichte und sie ist wirklich wahr. Als Max sechs Jahre alt war, da war es schon ganz normal für ihn, dass er abends allein ins Bett ging. Denn Max wollte unbedingt groß sein, und zwar so wie seine zehn Jahre alte Schwester, die furchtbar angeben konnte und angeblich bereits ein Teenager war. So  ging er abends noch einmal zu Mama und Papa, ließ sich seinen Wecker stellen und ging schlafen. Sein Kater Molti ging immer mit. Er rollte sich am Fußende zusammen und beide waren meistens ganz schnell eingeschlafen. Schließlich waren die Tage immer lang und Nachmittage und Abende draußen im Garten oder beim Spielen konnten ganz schön anstrengend sein.

Doch eines Abends, irgendwann im Juli, war alles anders. Max hatte wie immer seinen Eltern „Gute Nacht“ gesagt und sich ins Bett gelegt. Seine Mutter hatte das Fenster schräg aufgelassen, weil es sehr warm war. Auch Molti hatte sich wie immer auf seinen Stamm-Platz am Ende des Bettes zusammengerollt und schnurrte behaglich. Doch obwohl Max sich in eine ganz dünne Sommerdecke gewickelt und die Augen zugemacht hatte, konnte er nicht einschlafen. Ihm war einfach zu warm. Dann merkte er, dass es noch einen anderen Grund gab. Denn immer, wenn er gerade einschlafen wollte, hörte er ein leises, feines  Geräusch:

„Rat-rat, ratterdi-tat.“

Ungefähr so. „Witzig“, dachte Max. „Als würde jemand auf einer kleinen Nähmaschine nähen.“ Schnell setzte er sich auf. Da war es wieder. Es kam aus dem Kleiderschrank. „Mama“, rief Max. „Mama, da ist eine Nähmaschine im Kleiderschrank.“ Schnell kam Mami ins Kinderzimmer. Sie schaute ihn ungläubig an und machte die Schranktür auf. - Nicht, das schon wieder einer der Goldhamster darinnen hockte. - Aber nein, da war nichts. Der Kleiderschrank war leer. „Da ist nichts, Max. Auch kein ausgebüchster Goldhamster sitzt drinnen.  Nun schlaf schön, hörst Du? Du brachst Deinen Schlaf.“
Max war erleichtert. „Na klar Mama, mach ich doch auch.“ Er legte sich wieder hin und schloss die Augen. Doch kaum war Mami draußen, da fing es wieder an zu rattern und zu schnarren. Jetzt reichte es aber! Max nahm all seinen Mut zusammen. Er stieg aus dem Bett, ging auf den Kleiderschrank zu und riss die Tür auf und … - Na klar, da war ja wirklich nichts! Oder etwa doch?

Max musste zweimal blinzeln und dann traute er seinen Augen nicht. Denn vor ihm, und das war wirklich wahr, da hockte in einem Lichtschein ein grünes Drachenkind mit schönen roten Punkten und das war klitzeklein. „Wer bist du denn?“, fragte Max und rieb sich die Augen. „Guten Abend, ich bin ein Drache“, sagte der Drache und kicherte ein wenig. So sehr freute er sich, endlich Gesellschaft zu haben. Max musste sich auf den Boden setzen. So erstaunt war er! „Bist du nicht zu klein für einen Drachen?“,  fragte er schließlich, als er sich wieder gefasst hatte. „Ich hab erst gedacht, du bist eine Eidechse.“ Der Drache sah ihn nun mit starrem Blick an, denn er war beleidigt. Nach einer Weile bekam er sogar eine komische Falte auf der Stirn. „Wieso klein?“, fragte er schließlich. Du selbst bist auch nicht sonderlich groß!“ – „ Das mag schon sein“, sagte Max. „Aber ich bin ja auch ein Kind.“ -  „Ich bin auch ein Kind“, sagte der kleine Drache schnell und sah wieder gut gelaunt aus. Denn er wusste, er würde noch wachsen. Ganz viel sogar. „Und wo kommst du her?“ fragte Max. „Weil – dies ist mein Kleiderschrank. Da wohnt sonst keiner!“
„Na, meine Mama hat mich hier gelassen“, erwiderte der Drache. „Morgen früh holt sie mich wieder ab. Das macht sie jede Nacht so.“ -„Jede Nacht?“, staunte Max. „In meinem Kleiderschrank? Und wieso habe ich dich noch nie gesehen?“ – „Vielleicht, weil ich nicht so groß bin?“, fragte der Drache zurück.

„Und wo kommt das Geräusch her?“, fragte Max weiter. „Das hatte doch so gerattert. Wie bei einer Nähmaschine. Gar nicht einschlafen konnte ich. Vielleicht solltest du einfach ein bisschen weniger Krach machen, bitte schön?“

Der kleine Drache schaute wieder ein wenig beleidigt und dann fing er an zu weinen. Er war ja auch noch klein und wie alle Kinder hatte er es gar nicht gern, wenn man ihn ausschimpfte. „Ist schon gut. Ist schon gut. Es tut mir leid. Es war doch gar nicht so schlimm“, sagte Max da ganz schnell. „Höre doch bitte wieder auf zu weinen, ja?“
Der Drache verstummte. Dann kramte er ein wenig in der Kleiderschrankecke herum und hielt plötzlich eine Hose hoch. „Was hast du da?“ fragte Max. „Ist das nicht meine Lieblingsjeans?“ – „Ja“, sagte der Drache. „Ich nähe gerade einen schönen Flicken für das Hosenbein.  Du bist doch am Dienstag mit deiner Jeans hingefallen und jetzt ist am Knie ein großes Loch.“ Max war sehr überrascht. „Du nähst meine kaputten Sachen?“ – „Ja“, sagte der kleine Drache. Nun nicht ohne Stolz. „Meine Mutter hat mir gezeigt wie es geht, und so mache ich mich abends nützlich.“ Max musste lachen. „Das ist ja ein Ding. Und ich dachte immer das macht meine Oma …“

Am nächsten Morgen, als er mit seiner Mutter und seiner Schwester am Frühstückstisch saß, platzte es aus ihm heraus. „Sag mal Mama, was ist denn mit meiner Lieblingsjeans, die ich am Dienstag kaputt gemacht hab?“ Überrascht sah Mama ihn an. „Ja, die habe ich deiner Oma zum Flicken gegeben, sie wird sie Sonntag mitbringen. So lange musst du noch warten.“ -  „Das glaube ich nicht“, sagte Max jetzt schnell. „Ich habe die Jeans gestern Nacht in meinem  Kleiderschrank gesehen. Und da war sie noch kaputt.“ Max schaute seine Mutter forschend an. Flunkerte seine Mutter heimlich? Seine Mutter war überrascht. „Das kann nicht sein, Max." Dann stand sie schnell auf und ging in sein Zimmer. Sie öffnete den Kleiderschrank und schaute überall nach. Die Hose konnte sie nirgends finden. Max war langsam hinter ihr her gekommen und stand nun ratlos daneben. In der Tat war seine Lieblingsjeans nicht im Kleiderschrank zu finden. Auch der kleine Drache war nicht zu sehen.
Als endlich wieder der Abend kam, war Max sehr unruhig. Denn er war gespannt, ob er den kleinen Drachen wieder sehen würde. Und so konnte er, als er endlich im Bett lag, natürlich überhaupt nicht einschlafen. Statt dessen lauschte er gebannt in die Dunkelheit. Aber so sehr er sich auch anstrengte, so sehr er lauschte: Er konnte nichts hören. Kein Rattern, kein Knattern und auch kein Schnarren einer kleiner Nähmaschine. Rein gar nichts, nicht das  leiseste Geräusch. Auch als er nach einer Weile aufstand und im Kleiderschrank nachsah, war er enttäuscht, denn der kleine Drache war nirgends zu finden. Vielleicht hatte er ihn gestern doch zu sehr erschreckt und der Drache hatte seinen Kleiderschrank verlassen? Vielleicht war auch einfach jetzt, wo er den Drachen entdeckt hatte, der Zauber für immer vorbei? Traurig ging Max ins Bett und schlief ein. Als auch am nächsten Abend nichts von dem kleinen Drachen zu sehen und zu hören war, war Max sich sicher, dass er seinen kleinen Freund nie wieder sehen würde.

Dann kam der Sonntag. Wie immer kam seine Oma nachmittags zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Max hatte schon gar nicht mehr an seine Hose und den Drachen gedacht. Er wollte nach der Kuchentafel schnell aufstehen, um mit seinem Nachbarsfreund draußen im Garten zu spielen, als seine Oma ihn am Arm zurückhielt. „Nun warte doch mal, Max. Ich habe dir doch deine Lieblingsjeans geflickt.“ Max zuckte zusammen. Ach ja die Jeans. Und als Oma sie aus ihrer Tasche packte und vor ihm auf dem Sessel ausbreitete, da freute sich Max sehr. Denn es war nicht nur seine einzige und richtige Lieblingsjeans, die da vor ihm lag. Nein, sie war wieder heile und mitten auf dem rechten Hosenbein, da prangte jetzt ein schöner bunter Flicken. Max musste lachen, als er den hübschen Sticker sah, den seine Oma auf den Flicken gebügelt hatte:

Denn es war ein kleiner grüner Drachen mit roten Punkten und der winkte ihm zu...