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Der Drache aus dem Kleiderschrank
Die Geschichte, die ich euch
heute erzähle, ist die Geschichte von Max. Es ist eine ganz besondere
Geschichte und sie ist wirklich wahr. Als Max sechs Jahre alt war, da war es
schon ganz normal für ihn, dass er abends allein ins Bett ging. Denn Max wollte
unbedingt groß sein, und zwar so wie seine zehn Jahre alte Schwester, die
furchtbar angeben konnte und angeblich bereits ein Teenager war. So ging er abends noch einmal zu Mama und Papa,
ließ sich seinen Wecker stellen und ging schlafen. Sein Kater Molti ging immer
mit. Er rollte sich am Fußende zusammen und beide waren meistens ganz schnell
eingeschlafen. Schließlich waren die Tage immer lang und Nachmittage und Abende
draußen im Garten oder beim Spielen konnten ganz schön anstrengend sein.
Doch eines Abends, irgendwann im
Juli, war alles anders. Max hatte wie immer seinen Eltern „Gute Nacht“ gesagt
und sich ins Bett gelegt. Seine Mutter hatte das Fenster schräg aufgelassen,
weil es sehr warm war. Auch Molti hatte sich wie immer auf seinen Stamm-Platz
am Ende des Bettes zusammengerollt und schnurrte behaglich. Doch obwohl Max
sich in eine ganz dünne Sommerdecke gewickelt und die Augen zugemacht hatte,
konnte er nicht einschlafen. Ihm war einfach zu warm. Dann merkte er, dass es
noch einen anderen Grund gab. Denn immer, wenn er gerade einschlafen wollte,
hörte er ein leises, feines Geräusch:
„Rat-rat, ratterdi-tat.“
Ungefähr so. „Witzig“, dachte
Max. „Als würde jemand auf einer kleinen Nähmaschine nähen.“ Schnell setzte er
sich auf. Da war es wieder. Es kam aus dem Kleiderschrank. „Mama“, rief Max.
„Mama, da ist eine Nähmaschine im Kleiderschrank.“ Schnell kam Mami ins
Kinderzimmer. Sie schaute ihn ungläubig an und machte die Schranktür auf. -
Nicht, das schon wieder einer der Goldhamster darinnen hockte. - Aber nein, da
war nichts. Der Kleiderschrank war leer. „Da ist nichts, Max. Auch kein
ausgebüchster Goldhamster sitzt drinnen.
Nun schlaf schön, hörst Du? Du brachst Deinen Schlaf.“
Max war erleichtert. „Na klar
Mama, mach ich doch auch.“ Er legte sich wieder hin und schloss die Augen. Doch
kaum war Mami draußen, da fing es wieder an zu rattern und zu schnarren. Jetzt
reichte es aber! Max nahm all seinen Mut zusammen. Er stieg aus dem Bett, ging
auf den Kleiderschrank zu und riss die Tür auf und … - Na klar, da war ja
wirklich nichts! Oder etwa doch?
Max musste zweimal blinzeln und
dann traute er seinen Augen nicht. Denn vor ihm, und das war wirklich wahr, da
hockte in einem Lichtschein ein grünes Drachenkind mit schönen roten Punkten
und das war klitzeklein. „Wer bist du denn?“, fragte Max und rieb sich die
Augen. „Guten Abend, ich bin ein Drache“, sagte der Drache und kicherte ein
wenig. So sehr freute er sich, endlich Gesellschaft zu haben. Max musste sich
auf den Boden setzen. So erstaunt war er! „Bist du nicht zu klein für einen
Drachen?“, fragte er schließlich, als er
sich wieder gefasst hatte. „Ich hab erst gedacht, du bist eine Eidechse.“ Der
Drache sah ihn nun mit starrem Blick an, denn er war beleidigt. Nach einer
Weile bekam er sogar eine komische Falte auf der Stirn. „Wieso klein?“, fragte
er schließlich. Du selbst bist auch nicht sonderlich groß!“ – „ Das mag schon
sein“, sagte Max. „Aber ich bin ja auch ein Kind.“ - „Ich bin auch ein Kind“, sagte der kleine
Drache schnell und sah wieder gut gelaunt aus. Denn er wusste, er würde noch
wachsen. Ganz viel sogar. „Und wo kommst du her?“ fragte Max. „Weil – dies ist
mein Kleiderschrank. Da wohnt sonst keiner!“
„Na, meine Mama hat mich hier
gelassen“, erwiderte der Drache. „Morgen früh holt sie mich wieder ab. Das
macht sie jede Nacht so.“ -„Jede Nacht?“, staunte Max. „In meinem
Kleiderschrank? Und wieso habe ich dich noch nie gesehen?“ – „Vielleicht, weil
ich nicht so groß bin?“, fragte der Drache zurück.„Und wo kommt das Geräusch her?“, fragte Max weiter. „Das hatte doch so gerattert. Wie bei einer Nähmaschine. Gar nicht einschlafen konnte ich. Vielleicht solltest du einfach ein bisschen weniger Krach machen, bitte schön?“
Der kleine Drache schaute wieder
ein wenig beleidigt und dann fing er an zu weinen. Er war ja auch noch klein
und wie alle Kinder hatte er es gar nicht gern, wenn man ihn ausschimpfte. „Ist
schon gut. Ist schon gut. Es tut mir leid. Es war doch gar nicht so schlimm“,
sagte Max da ganz schnell. „Höre doch bitte wieder auf zu weinen, ja?“
Der Drache verstummte. Dann
kramte er ein wenig in der Kleiderschrankecke herum und hielt plötzlich eine
Hose hoch. „Was hast du da?“ fragte Max. „Ist das nicht meine Lieblingsjeans?“
– „Ja“, sagte der Drache. „Ich nähe gerade einen schönen Flicken für das
Hosenbein. Du bist doch am Dienstag mit
deiner Jeans hingefallen und jetzt ist am Knie ein großes Loch.“ Max war sehr
überrascht. „Du nähst meine kaputten Sachen?“ – „Ja“, sagte der kleine Drache.
Nun nicht ohne Stolz. „Meine Mutter hat mir gezeigt wie es geht, und so mache
ich mich abends nützlich.“ Max musste lachen. „Das ist ja ein Ding. Und ich
dachte immer das macht meine Oma …“
Am nächsten Morgen, als er mit
seiner Mutter und seiner Schwester am Frühstückstisch saß, platzte es aus ihm
heraus. „Sag mal Mama, was ist denn mit meiner Lieblingsjeans, die ich am
Dienstag kaputt gemacht hab?“ Überrascht sah Mama ihn an. „Ja, die habe ich
deiner Oma zum Flicken gegeben, sie wird sie Sonntag mitbringen. So lange musst
du noch warten.“ - „Das glaube ich
nicht“, sagte Max jetzt schnell. „Ich habe die Jeans gestern Nacht in
meinem Kleiderschrank gesehen. Und da
war sie noch kaputt.“ Max schaute seine Mutter forschend an. Flunkerte seine
Mutter heimlich? Seine Mutter war überrascht. „Das kann nicht sein, Max."
Dann stand sie schnell auf und ging in sein Zimmer. Sie öffnete den
Kleiderschrank und schaute überall nach. Die Hose konnte sie nirgends finden.
Max war langsam hinter ihr her gekommen und stand nun ratlos daneben. In der
Tat war seine Lieblingsjeans nicht im Kleiderschrank zu finden. Auch der kleine
Drache war nicht zu sehen.
Als endlich wieder der Abend kam,
war Max sehr unruhig. Denn er war gespannt, ob er den kleinen Drachen wieder
sehen würde. Und so konnte er, als er endlich im Bett lag, natürlich überhaupt
nicht einschlafen. Statt dessen lauschte er gebannt in die Dunkelheit. Aber so
sehr er sich auch anstrengte, so sehr er lauschte: Er konnte nichts hören. Kein
Rattern, kein Knattern und auch kein Schnarren einer kleiner Nähmaschine. Rein
gar nichts, nicht das leiseste Geräusch.
Auch als er nach einer Weile aufstand und im Kleiderschrank nachsah, war er
enttäuscht, denn der kleine Drache war nirgends zu finden. Vielleicht hatte er
ihn gestern doch zu sehr erschreckt und der Drache hatte seinen Kleiderschrank
verlassen? Vielleicht war auch einfach jetzt, wo er den Drachen entdeckt hatte,
der Zauber für immer vorbei? Traurig ging Max ins Bett und schlief ein. Als auch
am nächsten Abend nichts von dem kleinen Drachen zu sehen und zu hören war, war
Max sich sicher, dass er seinen kleinen Freund nie wieder sehen würde.Dann kam der Sonntag. Wie immer kam seine Oma nachmittags zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Max hatte schon gar nicht mehr an seine Hose und den Drachen gedacht. Er wollte nach der Kuchentafel schnell aufstehen, um mit seinem Nachbarsfreund draußen im Garten zu spielen, als seine Oma ihn am Arm zurückhielt. „Nun warte doch mal, Max. Ich habe dir doch deine Lieblingsjeans geflickt.“ Max zuckte zusammen. Ach ja die Jeans. Und als Oma sie aus ihrer Tasche packte und vor ihm auf dem Sessel ausbreitete, da freute sich Max sehr. Denn es war nicht nur seine einzige und richtige Lieblingsjeans, die da vor ihm lag. Nein, sie war wieder heile und mitten auf dem rechten Hosenbein, da prangte jetzt ein schöner bunter Flicken. Max musste lachen, als er den hübschen Sticker sah, den seine Oma auf den Flicken gebügelt hatte:
Denn es war ein kleiner grüner
Drachen mit roten Punkten und der winkte ihm zu...
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